Börse post Corona: Weil wir es doch so unbedingt wollen?

Als ich heute früh auf der Webseite der ARD diesen wundervollen Artikel mit den Titel „Deutsche Industrie: Viel mehr neue Aufträge“ las, ist mir dann doch etwas anders geworden. Vielleicht zur etwas weiteren Ausgestaltung des Settings: seit ein paar Wochen frage ich mich: Wo sind die ganzen wirtschaftlichen Einschläge aus Corona eigentlich an der Börse geblieben?

Ich las also neben stehenden Kurz-Artikel und fand auch schnell die Original-Pressemitteilung der dpa, die etwas weniger reisserisch klang: „Wiesbaden (dpa) – Die deutsche Industrie hat im Mai nach dem Einbruch in der Corona-Krise wieder deutlich mehr Aufträge erhalten. Wie das Statistische Bundesamt am Montag in Wiesbaden mitteilte, lag der Auftragseingang 10,4 Prozent über dem Niveau des Vormonats.

Konnte ich mir schwer vorstellen und habe mir mal die Daten des Bundesamtes angeschaut, die das ein wenig besser graphisch darstellen (100,7 im Februar vs. 68 im Mai):

So sieht also deutlich mehr aus und das Wirtschaftswunder ist nur so am wundern. Das spiegeln ja auch seit langem die Börsen wider – auch heute mit gut 1,5 % im Plus.

Comdirect Bank 06.07.2020

Das ist ein Beispiel an einem Tag – weil wir es doch so unbedingt wollen – aus meiner Sicht vollkommen irrational. Wenn wir aber zunächst bei dem Mikro-Ausschnitt eines Tages bleiben, dann gibt es da gleichzeitige Horror-Nachrichten, wie z.B. vom ifo Institut: Ein Fünftel der deutschen Firmen hält sich für gefährdet. Na wenn das mal nicht ein Paukenschlag wäre – aber das wollen wir ja nicht so unbedingt, also legen wir das mal bei der Bewertung der Börse beiseite und es passiert … nix.

Jetzt kann natürlich der Einwand kommen „dies seien nur Schlaglichter“ und es fehlen die vielen Einflussfaktoren. Ich glaube die Ganzheit an Einflussfaktoren kennt niemand, und gleichzeitig macht es total Sinn den Zeithorizont und die verschiedenen Indizien, die wir so finden zu erweitern.

Nur kurzerhand mal ein paar wirtschaftliche Erhebungen von statistischen Bundesamt abgefragt und wir bekommen ein Füllhorn an Infos:

Die Erzeugerpreise sind durch Corona auf den Stand von Mai 2018 zurück gefallen und der Index von 105,3 auf 103 gesunken – mehr als 2 Index Punkte.

Die Abrbeitslosenquote ist durch Corona auf den Stand von Februar 2017 zurück gefallen und von 5,1 auf 6,2 % gestiegen jetzt adhoc + 25 %.

Und die Inflationsrate laut Statista ist von 1,7 % auf 0,9 % im Juni gesunken. Das gab es zuletzt 2016.

Die Corona Bilanz

  • 25 % der deutschen Firmen bangen ums Überleben
  • -32 % Auftragseingang
  • 2 Indexpunkte Verlust bei den Erzeugerpreisen
  • +22 % Arbeitslose
  • -50 % Inflationsrate

Wir sind diverse Jahre in der wirtschaftlichen Entwicklung nach hinten katapultiert worden.

Und nur der spannende Punkt: was macht die Börse daraus?

Ich glaube ein Bild spricht mehr als 1000 Worte – weil wir es doch so unbedingt wollen ….

Wenn wir diverse Jahre nach hinten katapultiert mal mit „4“ definieren. Dann wäre ein DAX von 10.000 angemessen, wenn wir das mit „3“ definieren, dann mit 12.000 (Merke: damals gab es aber keine noch lange nachwirkenden wirtschaftlichen Einschläge, denn X % Unternehmenspleiten oder Y % Arbeitslose, wollen von der Wirtschaft erstmal verdaut werden.)

Zu guter letzt noch eine schöne Simulation unserer Konjunkturzyklen seit 2010 (wer bis hierher gelesen hat, bitte das komplette Video durchhalten – der Clou kommt am Ende … ). Man sieht wunderbar, wie sich alle Indikatoren schön im Kreis bewegen – Aufschwung, Boom, Abschwung, Rezession bis zu Corona ….

Pointe: da gibt es kein Halten mehr, sie driften nach links unten in die Rezessionecke ausserhalb der Skalen weg.

Und die Börse? Ich bin gespannt:

  • ob ich etwas Kolossales übersehe
  • ob die Börsen-Psyche dauerhaft tragen kann
  • ob die Quartals-Berichte zu Tage bringen, was man eigentlich schon sehen kann
  • ob ….

Schulen sollten sich auf Schließung bis zum Sommer vorbereiten

Nachdem wir selbst einige Tage mit der Corona-Situation gehadert haben, Geschäft weggebrochen ist und heute der erste Tag ist, an dem die Berliner Schulen geschlossen haben, steht für mich eine Frage im Vordergrund: „Wie gehen wir mit dieser Situation um, damit unsere Kinder best-möglich hinterher dastehen?“

Aktuell beobachten wir eine unterrichtsfreie Zeit für 3 Wochen, manchmal werden Buchseiten oder Arbeitsblätter verteilt und bei Fragen kann eine Email an den Lehrer versendet werden.

Kombiniert man aber die Info „3 Wochen Schulschließung“ mit der Info „Der Höhepunkt der Pandemie ist im Mai / Juni oder später zu erwarten.“, wird schnell klar, dass die Schulen auch bis zu den Sommerferien schließen könnten. Ohio (USA) hat das bereits so kommuniziert und eine Schulschließung bis Ende des Jahres in Aussicht gestellt.

Auf so eine Situation muss man sich anders vorbereiten als auf „verlängerte Osterferien“. Nun ist unsere Wahrnehmung, dass alle vor der großen „Was-passiert-dann-Maschine“ stehen und den Hebel nicht finden sie in Gang zu setzen.

Jetzt ist die Herausforderung alle in die Lage zu versetzen: Schuldirektion, Lehrer, Schüler und Eltern, den Habitus der Präsenzschule zügig auf „Home School“ zu übertragen. Das geht nur mit Hilfe von flexiblem Umdenken, einem guten Konzept und unter Nutzung der verfügbaren, digitalen Medien – die jeder heute nutzt.

Für uns sind die Schlüsselelemente, die es zu realisieren gilt:

  1. Einen angepassten Rhythmus zu etablieren, damit Schüler und Lehrer im regelmäßigen Austausch verbleiben, allen die Wichtigkeit täglich vor Augen geführt ist und vor allem auch klar ist, dass Interesse an erlerntem Stoff bleibt.
  2. Jeden in die Lage zu versetzen per Video zu kommunizieren und digital Unterlagen gemeinsam zu er- und bearbeiten.
  3. Digital Möglichkeiten zu nutzen Aufgaben zu verteilen und zu kontrollieren.
  4. Einen Modus zu entwickeln, wie auch Tests und Klausuren stattfinden können.

Eine Umsetzung könnte wie folgt aussehen:

  • Lehrer und Schüler sind technisch in der Lage an Skype-Telefonaten teilzunehmen. Die Endgeräte sollten in den meisten Fällen in Form von Smartphones, Computern oder Laptops vorhanden sein.
  • Es wird ein Coaching-Stundenplan entwickelt. Die Schulstunde kann in 4 x 10 min aufgeteilt werden in denen jeweils kleinere Schülergruppen bezogen auf die abgegebenen Aufgaben gecoacht werden und die Möglichkeit besteht Fragen und Fehler zu diskutieren.
  • Verfügbare online Lernplattformen, wie z.B. https://de.bettermarks.com/ (aufgrund von Corona bis Jahresende kostenfrei: https://de.bettermarks.com/corona-update) werden genutzt, um die Abarbeitung von Aufgaben kontrollierbar zu machen
    Hier eine Übersicht einiger Lernplattformen https://leaschulz.com/corona-lernen-aber-wie/
  • Für individuelle, vom Lehrer entwickelte Pläne und für einzureichende Hausaufgaben werden Cloud-basierte Dokumenten-Bereiche, wie DropBox, Google Drive o.ä. genutzt
  • Prüfungen können über online Umfrage Formulare abgenommen werden, Freitext-Antworten, Multiple Choice (z.B. Survey Monkey)

Zusätzlich gibt es ein Unterstützungsprogramm für Eltern. Hier wird ein Leitfaden verteilt, wie Eltern ihre Kinder bestmöglich unterstützen können. Dazu können Elemente zählen, wie:

  • Feste Lern- und Pausenzeiten
  • Fernsehen in einer fremden Sprache
  • Wie gebe ich am besten inhaltliche Unterstützung

Uns ist ebenfalls klar, dass dieses Konzept in dem ein oder anderen Fall, wie ein sehr großer, nicht stemmbarer Brocken, erscheint.

In normalen Zeiten unterstützen wir Unternehmen bei schnellen, effizienten und zielorientierten Veränderungen. Wer also Hilfe bei dieser Transformation braucht, kann genau auf unsere Erfahrungen zurückgreifen und uns ins Boot holen.